Wie geht eigentlich Schweizer Raclette? Und was ist Raclette überhaupt? Während es in Deutschland – zumindest gefühlt – bei Raclette primär um das Raclette Gerät mit den Pfännchen geht und man bei den Füllungen ziemlich flexibel ist, ist es in der Schweiz genau umgekehrt: Raclette ist der Käse. Dieser ist selbstverständlich der Hauptdarsteller des Events. Alles andere ist Beiwerk.
Raclette als Integrationsmaßnahme
Als unsere Nachbarn uns im Hochsommer erzählt haben, dass es bei ihnen jede Woche Raclette gibt, weil ihre (kleinen) Kinder es so lieben, war mir klar, dass das Thema hier etwas ernsthafter angegangen wird als bei uns in Deutschland. Das wurde umso deutlicher als es draußen kälter wurde und wir uns damit auch der klassischen Raclette-Saison näherten: in unserem kleinen Supermarkt um die Ecke gab es plötzlich ein komplettes Kühlregal nur für verschiedene Raclette Sorten und Käsefondue-Mischungen. Und nach 6 Monaten Schweiz hat auch mein Mann sein Feierabend Guilty Pleasure "Maultaschen mit Ei und Schnittlauch" erfolgreich mit einer Schweizer Alternative ersetzt: mit Raclette überbackene Kartoffeln.
Raclette in Deutschland
Ich weiß, auch wir Deutschen lieben Raclette. Insbesondere zu Weihnachten und Silvester. Zig Sorten Raclette gibt es in Deutschland nicht – da ist die Frage dann eher Schweizer oder französischer Raclette Käse. Dafür sind wir was die Möglichkeiten zum Befüllen der Pfännchen angeht recht kreativ: Ananas, Birne, Apfel, Gorgonzola, Zwiebeln & Knoblauch, Gemüse, Schinken, Salami.
Mooooooooment....Raclette mit anderen Käsesorten wie Gorgonzola oder eine Wurstplatte mit diversen Salami- und Schinkenvarianten zum Befüllen der Pfännchen? Als ich unseren Schweizer Innenarchitektinnen bei einer Dinnerparty von meinem geplanten Raclette Artikel und vor allem den Raclette Vorlieben der Deutschen erzählt habe, haben sie sich gefühlt fast verschluckt. Salami zum Raclette? Anscheinend genauso abwegig wie Spaghetti zur Bolognese in Italien...
Drei Einladungen, dreimal Raclette
Mein Mann und ich waren seit wir umgezogen sind dreimal bei Schweizern zum Essen eingeladen und jedes Mal gab es Raclette. Ehrlich gesagt fand ich das ziemlich spannend, denn erstens ist Raclette einfach herrlich gesellig und zweites machen auch in der Schweiz alle Raclette ein bisschen anders:
- Nachbarn #1 | Zuerst waren wir bei unseren Nachbarn eingeladen, die uns von ihrem wöchentlichen Raclette Ritual erzählt hatten. Ihren Raclette Käse kaufen sie in einem Feinkost Laden und ich erinnere mich noch gut daran, dass sie funky Sorten hatten: mit rosa Pfeffer zum Beispiel. Die Beilagen waren klassisch eingemachtes Gemüse (d.h.Gürkchen, Silberzwiebeln und Mini-Maiskolben), Zwiebeln und Speck – und vorneweg gab's eine Kürbissuppe.
- Leons Chef plus Family | Unsere zweite Raclette Einladung war an einem Sonntag Mittag und etwas anders: Hier wurde nämlich auch der Grill genutzt und neben den Raclette Pfännchen auch Wurstscheiben, Steakstreifen und Speck gebraten. Auch die Beilagen Auswahl war ziemlich abwechslungsreich: neben dem klassischen eingemachten Gemüse, gab es auch Paprikastreifen, Tomaten und Zwiebeln. Klar, Raclette und Raclette Kartoffeln gab es hier auch.
- Nachbarn #2 | Bei unseren anderen Nachbarn ging es wieder klassischer zu: Raclette Kartoffeln, die klassischen Beilagen und abgefahrene Käsesorten. Richtig cool fand ich den Raclette Käse mit Blauschimmel (sehr würzig). Außerdem gab es hier einen Pfännchenständer zum Parken zwischendurch. Das hatte ich vorher auch noch nicht gesehen.
Dreimal anders. Dreimal sehr gemütlich, gesellig und lecker. Und vor allem perfekt als Inspiration für unser eigenes Schweizer Raclette a la Schüsselglück!
Wie geht also Raclette in der Schweiz?
Soviel vorweg: ich bin kein Experte, sondern will dich nur ein wenig an meiner Schweiz Experience teilhaben lassen. Raclette in der Schweiz ist Käse-fokussiert und was die Beilagen angeht ziemlich puristisch. Weniger ist mehr, dafür alles in toller Qualität.
Ohne geht's nicht: der richtige Raclette Käse
Klar, eine Sorte Käse tut es auch, aber hier gibt es in der Schweiz unheimlich spannende Sorten zu entdecken. Letztes Mal gab's bei uns gleich 8 verschiedene Sorten Raclette Käse, u.a. Raclette mit Trüffel, schwarzem Pfeffer, frischen Kräutern, geräuchert und vom Schaf. Das hat sich dann ein bisschen angefühlt wie wenn man Pralinen aus einer Pralinenschachtel probiert: jedes Pfännchen anders.
Raclette Kartoffeln und die richtigen Beilagen
Nach dem richtigen Käse die zweitwichtigste Zutat: Raclette Kartoffeln. Das sind kleine Kartoffeln, die man mit Schale essen kann. Perfekt zum Raclette – und die entsprechenden Kartoffeln werden auf dem Markt auch als Raclette Kartoffeln verkauft. Bei unseren Schweizer Freunden wurden die Kartoffeln übrigens in Stofftäschchen warm gehalten. Bei Leon und mir werden die Kartoffeln der Bequemlichkeit halber in der Regel einfach im Schnellkochtopf geparkt, in dem sie auch gegart wurden.
Was die Beilagen angeht sind wir mittlerweile ziemlich puristisch unterwegs. Was es absolut zwingend braucht sind
- Gewürzgurken (am liebsten selbst eingelegte – hier findest Du mein Rezept) und Cornichons.
- Silberzwiebeln – plus ggf. noch andere eingelegte Zwiebeln
- rohe Zwiebeln, fein gewürfelt
- Speck in Streifen
In der Schweiz wurden außerdem jedes Mal eingelegte Mini Maiskölbchen serviert – und für Leon und mich sind auch hauchdünn aufgeschnittene Champignons ein Muss.
Nice to have: Raclette Grill für zwei
Nachdem wir das Thema Zutaten geklärt haben, geht's ans Equipment. Klar, wenn es Raclette für 4, 6 oder 8 Personen gibt, macht ein großes Familien-Raclette Gerät absolut Sinn. Macht ja total viel Spaß in der großen Runde. Wenn ihr aber wie Leon und ich auch gerne zu zweit Raclette esst, kann ich euch wärmstens ein kleines Raclette Gerät mit zwei Pfännchen empfehlen – wir haben das WMF Raclette für zwei. Es braucht wenig Platz und entwickelt auch nicht diese Wahnsinns-Hitze, die man von den großen Geräten kennt.
mathias siebert meint
Hallo,
Gerade auf deine Seite gestossen und sie gefällt mir echt gut. Dazu habe ich eine Frage: Ich habe gerade die Diagnose Diabetes 2 erhalten, und da du dich als Diabestes 1 geoutet hast, frage ich mich, ob alle deine Rezepte (sind ja auch einige mit Kohlenhydraten dabei) im Grunde auch im weitesten Sinne "Diabestes-Rezepte" sind. Mir ist klar, du willst wahrscheinlich nicht als Medizin-Köchin gelten, aber inwieweit würdest du meine Frage bejahen, oder eben nicht?
besten Gruß
mathias
Corinna Frei meint
Hallo Mathias, freut mich dass dir meine Seite gut gefällt! Die meisten Rezepte sind tatsächlich Blutzucker-optimiert – einfach weil es mir so gut tut. Klar, Haferbrötchen sind nicht ideal um Blutzuckerspitzen zu vermeiden, aber es gibt auch mehrere Brötchen und Brotrezepte, die supergut im Diabetes Alltag funktionieren. Von Gemüserezepten und gesunden Snacks mal abgesehen – die taugen eh gut.
Liebe Grüße, Corinna